Ob im Studium, am Arbeitsplatz oder privat auf der Couch: Lesen gehört zu den Tätigkeiten, die einen im Alltag täglich begleiten. Ob bewusstes Lesen von Büchern/Zeitungen/Zeitschriften/Blogs/Webseiten oder die unbewusste Wahrnehmung von Zeichenfolgen auf Beschriftungen, Straßenschildern oder Werbetafeln.
Insbesondere im Alltag auf dem Weg in der Bahn, im Büro oder nach Feierabend am Schreibtisch zuhause lese ich häufig Artikel online. Dabei geht es mir primär darum relevante Inhalte aufzunehmen – und das in möglichst kurzer Zeit. Daher bin ich immer auf der Suche nach sinnvollen Tools, die mir das Lesen von digitalen Inhalten erleichtern, um möglichst effizient zu lesen.
Wie effizient du ließt, lässt sich anhand von zwei Faktoren bestimmen: Zum einen wird die Lesegeschwindigkeit gemessen. Diese Kennzahl gibt an, wie viele Wörter du in einem vorgegebenem Zeitraum ließt. In den meisten Fällen bezieht sich die Anzahl an gelesener Wörter auf einen Zeitraum von einer Minute. Die Lesegeschwindigkeit – im englischen als „wpm“ abgekürzt – alleine reicht allerdings nicht aus, um die Effizienz zu bewerten. Das alleinige schnelle Erfassen von Wörtern reicht nicht aus, wenn du den Inhalt nicht wahrnimmst und verstehst. Daher wird ermittelt, wie hoch dein Verständnis für den gelesenen Inhalt ist. Diese sogenannte Comprehension lässt sich durch das Abfragen der Inhalte aus dem gelesenen Text ermitteln.
Die folgenden tools helfen mir im Alltag, schneller zu Lesen:
Spritz
Bei Spritz handelt es sich um ein Tool, welches die Augenbewegung minimiert. Die meiste Zeit beim Lesen wird mit dem Bewegen der Augen verbracht. Dieses Problem lässt sich bei gedruckten Inhalten nicht vermeiden. Somit werden zwei Probleme gleichzeitig gelöst:
- Zum einen können mit Spritz digitale Inhalte gelesen werden, ohne dass die Augen bewegt werden müssen.
- Zum anderen wird der Platz zur Darstellung der Inhalte drastisch minimiert.
Spritz kannst du dir einfach per Bookmarklet im Browser aktivieren. Hierzu ziehst du dir den Spritzlet-Button von der Spritz-Webseite in deine Lesezeichen Menüleiste. Anschließend kannst du auf fast jeder beliebigen Webseite auf das Spritzlet klicken, wodurch sich folgendes Spritz-Pop-Up über dem Seiteninhalt öffnet:
Du kannst dir nun entweder automatisch den gesamten Seiteninhalt anzeigen lassen, oder einen Bereich auf der Seite markieren, sodass nur dieser „vorgelesen“ wird. Zudem kannst du die Geschwindigkeit, in der die Wörter angezeigt werden sollen, über den Schieberegler anpassen. Ich empfehle dir, dich bei Spritz kostenlos zu registrieren, damit du alle Geschwindigkeiten freischalten kannst.
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Welche Technik verwendet Spritz?
Traditionelle Texte stellen die Wörter in Zeilen dar, über welche das Auge sich bewegt. Dabei erfassen wir bei jedem Wort den sogenannten „Optimal Recognition Point“. Wenn dieser Punkt erkannt wurde, startet das Gehirn mit der Verarbeitung des Wortes. Danach bewegen wir unseren Fokus auf das nächste Wort. Satzzeichen führen dazu, dass die einzelnen Wörter im Gehirn zu einem logischen Konstrukt zusammen gefügt werden. Das erstaunliche ist, dass wir beim lesen tatsächlich nur ca. 20% der Zeit mit der Verarbeitung der gelesenen Wörter verbringen. Ganze 80% entfallen auf das physische Bewegen der Augen. Somit stellt Spritz die Wörter genau so dar, dass sich der ORP immer an der selben Stelle auf dem Bildschirm befindet. Da wir uns nur auf 13 Zeichen auf einmal konzentrieren können, werden lange Wörter entweder geteilt, oder überstehende Buchstaben entfallen. Spritz erkennt beispielsweise die Zusammensetzung des Wortes „Schifffahrtsgesellschaft“ und Stellt es als „Schiff-fahrts-gesellschaft“ in drei Schritten hintereinander dar.
Wann lohnt es sich Spritz einzusetzen?
Bisher habe ich meist positive Erfahrungen mit dem Spritzlet gemacht. So lassen sich Blog-Posts oder News-Artikel schnell und einfach lesen. Sobald allerdings strukturierende Elemente, wie Tabellen, Aufzählungen oder viele Bilder/Videos verwendet werden, die unmittelbarer Bestandteil des Textes sind, so stößt das Tool schnell an seine Grenzen! Das Gehirn schafft es hierbei nicht schnell genug zu verarbeiten, dass es sich beispielsweise um Aufzählungen handelt. Hierfür fehlt der erwartete Satzaufbau. Die fehlende Punktierung und das meist nicht vorhandene Prädikat sucht das Gehirn bei Aufzählungen meist vergeblich. Hierdurch wird der Lesefluss unterbrochen. Daher empfehle ich dir, die einzelnen Textabschnitte, die du lesen möchtest, hintereinander zu markieren, statt den gesamten Content durch Spritz verarbeiten zu lassen.
Außerdem habe ich für mich festgestellt, dass ich je nach Sprache, in der ich lese, unterschiedliche Geschwindigkeiten habe. Somit stelle ich mir diese jeweils für die zu lesende Sprache vorher ein. Wenn es sich um einen Artikel in der Muttersprache handelt, ist die Lesegeschwindigkeit bei mir höher, als in anderen Sprachen.
Zudem kannst du durch den Geschwindigkeitsregler auch entscheiden, ob du den Fokus mehr auf Zeit oder Verständnis legen möchtest. Sobald ich einen Artikel nur überfliegen will und nicht jedes Detail für mich wichtig ist, erhöhe ich die Lesegeschwindigkeit. Hierbei bin ich mir bewusst, in welchem Verhältnis das Verstehen des Textes mit zunehmender Geschwindigkeit abnimmt. Das Gefühl hierfür entwickelst du relativ schnell, wenn du einige längere Texte mit überhöhter Geschwindigkeit überfliegst.
Spritz auf Mobilen Geräten nutzen
Mittlerweile gibt es bereits einige Apps für iOS und Android Geräte, welche über die App-Stores zu beziehen sind. Spannend hierbei sind vor allem die Kooperationen mit Samsung:
- SpritzMail integriert sich in die Mail App und erlaubt auf dem aktuellen Samsung Galaxy S5 das schnelle erfassen von Mails
- SpritzMail for the Gear2 nutzt den Vorteil der Technologie aus, dass bereits auf sehr kleinem Raum der Inhalt dargestellt werden kann. Auf dem kleinen Bildschirm des digitalen Armbandes entfällt folglich das unnötige Scrollen über den Text.
Über 15,000 Entwickler arbeiten derzeit mit dem von Spritz zur Verfügung gestellten Android SDK. Es bleibt abzuwarten, wie die Spritz Technology in Zukunft verwendet wird. Besonders gespannt bin ich auf eine Umsetzung für Google Glass, wodurch sich ein wirklich sinnvoller Use-Case für das Gadget ergeben würde.
Lässt sich der Erfolg nachweisen?
Na klar! Das Spritz-Team hat eine Studie mit 500 Testpersonen durchgeführt. Die Tests haben Anfang Juni 2014 online stattgefunden. Die Tester haben sowohl eine kurze E-Mail mit 116 Wörtern, als auch einen längeren Artikel mit 210 Zeichen gelesen und anschließend inhaltliche Fragen zum Text beantwortet. Es gab insgesamt drei Testgruppen:
- eine Kontroll-Gruppe, die herkömmlich gelesen hat.
- eine Spritz-Gruppe, die alle Geschwindigkeitsoptionen auswählen konnte (100, 200, 250, 300, 350, 400, 450, 500, 600 und 700 wpm)
- und eine Spritz-Gruppe, denen die Geschwindigkeiten 100 und 200 wpm nicht zur Verfügung standen.
Bei den Versuchen hat sich gezeigt, dass die Lesegeschwindigkeit mit Spritz schneller ist und das Verständnis des Textes vergleichbar gut bleibt, wie folgende Grafik verdeutlicht:
Die komplette Studie kann hier heruntergeladen werden.
Readsy
Genau genommen ist Readsy kein eigenständiges Tool, sondern vielmehr eine Webseite, die die Spritz Technik verwendet. Der Vorteil liegt allerdings darin, dass du hiermit nun auch PDF- und Textdateien mit der Spritz Technology lesen kannst. Außerdem gibt es eine Art Online Editor, in den du direkt Text eingeben oder kopieren kannst. Letzteres ist besonders dann hilfreich, wenn das normale Spritzlet den Inhalt einer Seite aufgrund von JavaScript und Flash Inhalten nicht auslesen kann.
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Bonus: Buchempfehlung für schnelleres Lesen von gedrucktem Text
Nicht alle Inhalte sind in digitaler Form verfügbar. Daher habe ich neben den zuvor genannten Tools, die dich beim Lesen von digitalen Inhalten unterstützen, zum Abschluss noch eine Buch-Empfehlung für dich:
Die gut strukturierten Übungen in Break Through Rapid Reading von Peter Kump lernst du Methoden, die dir das Erfassen von Texten deutlich erleichtern. Du bedienst dich dabei genau der gleichen Technik, die auch Spritz verwendet: Reduktion der Augenbewegungen. Allerdings möchte ich nicht versäumen, darauf hinzuweisen, dass du nach dem Lesen des Buches deine Lesegeschwindigkeit automatisch erhöhst! Nur durch das Anwenden der Techniken und das Trainieren der Techniken kannst du die Anzahl der Wörter pro Minute nachhaltig erhöhen.